Blutfreitag

Der Freitag nach Christi Himmelfahrt ist in Weingarten ein Feiertag. Die Verehrung der Heilig-Blut-Reliquie am sogenannten Blutfreitag gehört seit über 900 Jahren zum festen Brauchtum der Stadt. Der Legende nach birgt die Reliquie, die in der Basilika St. Martin aufbewahrt wird, einen Blutstropfen von Jesus Christus. Beim Blutritt trägt der Heilig-Blut-Reiter die Reliquie durch die Stadt und die Fluren. Bis zu 2.500 Wallfahrer – und seit 2022 auch Wallfahrerinnen – begleiten ihn bei Europas größter Reiterprozession hoch zu Ross. Auch aus Weingartens italienischer Partnerstadt Mantua reist regelmäßig eine Delegation an. Der diesjährige kirchliche Ehrengast ist Bischof Dr. Michael Gerber aus Fulda. Er wird die Festpredigt am Vorabend halten. Auch Bischof Dr. Gebhard Fürst wird 2023 wieder bei den Feierlichkeiten dabei sein. Weltlicher Ehrengast ist Cem Özdemir, Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft. 

Christi Himmelfahrt am Donnerstag

Erhaben thront Deutschlands größte Barockbasilika, umrahmt von einer mächtigen Klosteranlage, auf dem Weingartener Martinsberg. Ihr kostbarster Schatz verbirgt sich im Inneren. Im Altar unter der Kuppel befindet sich die Heilig-Blut-Reliquie in Form eines mit Edelsteinen besetzten Kreuzes, die der Legende nach mit Erde vermischtes Blut von der Kreuzigung Christi enthält. In der oberitalienischen Stadt Mantua im Jahr 804 erstmals aufgefunden, in den Wirren der Geschichte versteckt und in Vergessenheit geraten, wurde sie 1048 wiederentdeckt und später zwischen der Stadt Mantua, dem Papst in Rom und dem deutschen Kaiser Heinrich III. geteilt. Der kaiserliche Teil gelangte 1094 über die Welfengemahlin Judith von Flandern ins Benediktinerkloster Weingarten, das die Welfen zuvor auf dem dortigen Martinsberg gegründet hatten und das noch heute Grabstätte des europäischen Adelsgeschlechts ist. Im Laufe der Jahrhunderte entwickelte sich eine starke Wallfahrtstradition, deren Höhepunkt bis heute alljährlich der sogenannte Blutritt ist. Die Feierlichkeiten beginnen am Tag von Christi Himmelfahrt mit der Anreise der rund 100 aus ganz Oberschwaben und darüber hinaus teilnehmenden Reitergruppen. Gäste und Einheimische begeben sich um 19.15 Uhr zur Messe in die Barockbasilika. Nach der Festpredigt um 20.30 Uhr, die auch auf den Basilikavorplatz übertragen wird, ziehen die Gläubigen bei Einbruch der Dunkelheit in einer Lichterprozession betend und singend durch die festlich erleuchtete Stadt zur Andacht auf den nahegelegenen Kreuzberg.

Blutritt am Freitag

Den Höhepunkt bildet der darauffolgende „Blutfreitag“. Mit der feierlichen Übergabe des Reliquiars an den Heilig-Blut-Reiter pünktlich um 7 Uhr beginnt die Reiterprozession, die in dieser Form und Größe einmalig in Europa ist. Erwartet werden wie vor Corona bis zu 2.500 Reiterinnen und Reiter in Frack und Zylinder, darunter auch die jeweiligen Pfarrer oder andere Priester und pastorale Mitarbeiter. Während Ministrantinnen schon seit Jahren mitreiten dürfen, machte ein Beschluss des Kirchengemeinderats St. Martin in Weingarten dies 2022 erstmals auch erwachsenen Frauen möglich.  Die Prozession zieht mit der Weingartener Gruppe und dem Heilig-Blut-Reiter etwa in der Mitte auf einem zehn Kilometer und drei Stunden langen Weg durch die Stadt und die angrenzenden Flure, wo die Teilnehmenden betend um den Segen Gottes für die Natur, für sich und für ihre Familien bitten. Begleitet von den jeweiligen Musikkapellen führt der Zug durch das Spalier der zahlreichen Pilger und Touristen zunächst am Rathaus der Stadt vorbei, in das Weingartens Oberbürgermeister Clemens Moll und Bürgermeister Alexander Geiger Gäste aus Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Kirche sowie die "Blutreiter-Veteranen" geladen haben.Die Rückgabe der Heilig-Blut-Reliquie erfolgt gegen 11.15 Uhr auf dem Äußeren Klosterhof. Der kirchliche Ehrengast und Festredner sowie weitere Geistliche geleiten mit den Ministrantinnen und Ministranten das Kleinod in feierlicher Prozession in die Basilika zurück. Der festliche Abschluss erfolgt gegen 11.30 Uhr in der Basilika mit dem Pontifikalamt, das Chor und Orchester musikalisch bereichern. Für die Reiter, die zum Teil von Kindesbeinen an am Blutritt teilnehmen, die Reiterinnen und die bis zu 30.000 Pilger entlang des Weges ist die Prozession ein tiefes Bekenntnis zu ihrem christlichen Glauben.

Zeitplan der Feierlichkeiten

Christi Himmelfahrt, 18. Mai 2023
  • 19.15 Uhr Abendmesse in der Basilika
  • 20.30 Uhr Festpredigt von Bischof Dr. Michael Gerber aus Fulda
  • anschließend Lichterprozession zum Kreuzberg
Blutfreitag, 19. Mai 2023
  • 23.15 bis 1.00 Uhr Betstunden in der Basilika
  • 4 Uhr Reitermesse
  • 5 Uhr Eucharistiefeier mit dem Heilig-Blut-Reiter
  • 7 Uhr Beginn des Blutritts mit Übergabe der Heilig-Blut-Reliquie an den Blutreiter
  • 9 Uhr Pilgermesse
  • 11 Uhr Rückkehr des Heilig-Blut-Reiters in den Klosterhof, Schlusssegen und Übergabe der Reliquie
  • 11.15 Uhr Pontifikalamt mit Bischof Dr. Michael Gerber und Bischof Dr. Gebhard Fürst
  • 15 Uhr Kreuzwegandacht
  • 15.30 Uhr Segnung mit der Heilig-Blut-Reliquie
  • 16 Uhr Orgelmusik.

Informationen: Prozessionsweg, Verkehrsregelung, Hintergründe

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