Wettbewerbsentscheidung: Das Stadtbild am 14 Nothelfer in Weingarten verändert sich
Weingarten | Ulm 23. November 2022
Der Planungs- und Konzeptionswettbewerb für ein neues Quartier ist entschieden. Die Erstplatzierten – Steinhoff / Haehnel Architekten aus Stuttgart – konnten mit ihrem Entwurf punkten und werden mit der Weiterbearbeitung beauftragt. Auf dem ca. drei Hektar großen Gelände werden etwa 160 Wohneinheiten sowie 2.500 Quadratmeter Gewerbefläche und eine dreizügige Kindertagesstätte entstehen.
Am 10. November 2022 tagte das Preisgericht unter dem Vorsitz von Dr. Fred Gresens im Foyer des ehemaligen 14 Nothelfers. Die Jury der Fachpreisrichter war mit Oberbürgermeister Clemens Moll, Jens Herbst, Fachbereichsleiter Planen und Bauen der Stadt Weingarten, den Architekten und Planern Ursula Hochrein, Rüdiger Krisch und Prof. Dr. Thomas Stark sowie Nikolai und Rainer Staiger von pro invest hochrangig besetzt. Als stimmberechtigte Sachpreisrichter nahmen sowohl Fraktionsmitglieder des Gemeinderats als auch Mitglieder der Stadtverwaltung teil. Ziel des Wettbewerbs war es, auf den weniger wertig genutzten Flächen des Areals ein identitätsstiftendes und urbanes Wohnquartier zu planen, mit energetischem und ökologischem Anspruch. Dabei sollte der Fokus auf eine vielfältige Durchmischung von verschiedenen Wohnformen in stimmigem Generationen- und Nutzungsmix liegen – mit kleinen bis großen Einheiten für junge Bewohner, Senioren und Familien – zum Eigenerwerb, aber auch als geförderter Wohnraum. Des Weiteren sollten Gewerbe- und Dienstleistungsflächen sowie eine dreizügige Kindertagesstätte geschaffen werden. Die notwendigen Stellplätze sollten in Tiefgaragen untergebracht werden. Der Park sollte revitalisiert und renaturiert und für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Der Wettbewerb wurde im Juni 2022 als Planungs- und Konzeptionswettbewerb ausgeschrieben. Bis Ende Oktober 2022 konnten Lösungsansätze für die anspruchsvolle Aufgabenstellung erarbeitet und eingereicht werden. Am 10. November 2022 tagte das Preisgericht in nicht-öffentlicher Sitzung. Die anonym bewerteten Arbeiten wurden vom Preisgericht mit drei Rängen ausgezeichnet. Die teilnehmenden Büros waren Steinhoff / Haehnel Architekten aus Stuttgart, Feuerstein Hammer Pfeiffer Partnerschaftsgesellschaft aus Lindau und Lanz Schwager Architekten Partnerschaftsgesellschaft aus Konstanz. Auszüge aus der Beurteilung der Jury zur Arbeit von Lanz Schwager Architekten Partnerschaftsgesellschaft aus Konstanz:„Die Arbeit reagiert in Baufeld 3 an der städtebaulich sehr relevanten Grundstücksecke mit einem großvolumigen Baukörper mit zweigeschossigem Sockel und einem vier- bzw. fünfgeschossigen Aufbau. Die Kubatur wird in der Ausformung als städtebaulicher Hochpunkt grundsätzlich positiv gesehen, das Gesamtvolumen jedoch als für diesen Standort nicht angemessen gesehen. Auch die innere Organisation des massiven Bauwerks mit eingeschnittenen Lichthöfen wird kritisch bewertet. … Die Kita und weitere Wohnbebauung werden im Baufeld 4 als eigenständige Baukörper entlang der Hangkante platziert. Hier wird der sensible Umgang mit dem Hospitalbach positiv vermerkt, sehr kritisch jedoch die Kreuzung der fußläufigen Wegeführung zur Kita mit der Zufahrt zur Tiefgarage.“ Auszüge aus der Beurteilung der Jury zur Arbeit von Feuerstein Hammer Pfeiffer Partnerschaftsgesellschaft aus Lindau:„Die städtebauliche Setzung entwickelt drei maßstäbliche Quartiersteile. Die Öffnung des Baufeldes 3 nach Nordwesten wird kontrovers diskutiert. … Auch die aus Sicht der Wohnungen im Hochpunkt richtige Orientierung nach Süden lässt den wichtigen und weithin sichtbaren Charakter der Nordfassade des Hochpunktes hinterfragen. In Baufeld 2 schaffen die Baukörper einen maßstäblichen gemeinschaftlichen Grünen Hof. … Die Verzahnung zum Park ist gelungen, die Erhöhung der dortigen Aufenthaltsqualität jedoch zu wenig ausgearbeitet. … Das südliche Quartier ist maßstäblich und die Erschließung für Fußgänger zwischen den denkmalgeschützten Gebäuden wird begrüßt. Der Abstand zum Hospitalbach ist zu gering. Insgesamt ein vor allem auch aus städtebaulicher Sicht interessanter Beitrag, der jedoch im Detail nicht in allen Bereichen zu überzeugen vermag.“
Auszüge aus der Beurteilung der Jury zum ausgezeichneten Entwurf von Steinhoff / Haehnel Architekten aus Stuttgart:„Die städtebauliche Grunddisposition und Raumbildung der Arbeit ist angemessen, die vorgeschlagenen Gebäude fügen sich mit großer Selbstverständlichkeit in den Stadtgrundriss ein. Die Lage des zentralen Quartiersplatzes wird in der Jury intensiv diskutiert und letztlich positiv bewertet, insbesondere in der Wirkung ins Quartier hinein und der Nähe zu den Klinikgebäuden und dem Ärztehaus. Der erwünschte Hochpunkt ist in die äußerste Nordwest-Ecke gerückt und formuliert einen starken städtebaulichen Akzent in die Stadt hinein. … Die Vorschläge für den bestehenden Park werten diesen markant auf. … Die Arbeit ist ein sehr wertvoller Beitrag zur gestellten Aufgabe und kann eine gute Grundlage für die weitere Entwicklung des Gebiets bilden.“
Im Rahmen eines Pressetermins am 23. November 2022 begrüßte Rainer Staiger, Geschäftsführer der pro invest, die Gäste. Im Anschluss erläuterte Oberbürgermeister Clemens Moll die städtebaulichen Entwicklungen und das Potenzial des Projekts 14 Nothelfer² aus Sicht der Stadt Weingarten. „Der Siegerentwurf ist sehr durchdacht geplant. Besonders die Anbindung des Wohnbereichs an den bestehenden Park gefällt mir. Ich bin davon überzeugt, dass der geplante Quartiersplatz mit seiner Südausrichtung eine große Aufenthaltsqualität bekommt und somit zur Begegnung der Menschen beiträgt. Ebenso gefällt mir der markante Hochpunkt an der Ecke Ravenburger / Moosbruggerstraße“, so Oberbürgermeister Moll. Nikolai Staiger, welcher die Projektentwicklung der pro invest leitet, erläuterte die drei eingereichten Entwürfe anhand der Jury-Bewertungskriterien, mit Fokus auf die Sichtweise eines Projektentwicklers. Insbesondere den prämierten Entwurf beleuchtete er vertiefend. Bei diesem sieht Nikolai Staiger die prägnante und durch die Höhenstaffelungen filigran wirkende Eckbebauung an der Ravensburger / Moosbruggerstraße als äußerst gelungen. Der individuell nutzbare Gewerbeteil umsäumt eine geschützte und einladende Quartiersmitte, die insbesondere durch die Außenbestuhlung zum Verweilen einlädt. Auch die Wohngebäude umsäumen eigene Quartiersmittelpunkte, die sich in einladender Form zum Park hin öffnen. Die Kindertagestätte, die von allen Architekturbüros im Süden des Areals geplant wurde, zeichnet sich durch klare Gliederungen und geschützte Außenflächen aus. Die zweigeschossige Tiefgarage ist klar strukturiert und erlaubt eine sehr gute Trennung zwischen öffentlich nutzbaren Parkplätzen und abgeschrankten Privatparkplätzen.
Die Entwürfe der Steinhoff-Haehnel Architekten